Cannabinoide sind chemische Verbindungen, die in der Hanfpflanze vorkommen. Es gibt über 113 verschiedene Cannabinoide, von denen einige bereits gut untersucht sind, während andere noch erforscht werden müssen. Die Wirkstoffe können mit den Cannabinoid-Rezeptoren im menschlichen Körper interagieren und dadurch bestimmte Botenstoffe im Gehirn, den Nerven und im Immunsystem verändern und freisetzen. Im Folgenden werden einige der bekanntesten Cannabinoide und ihre medizinischen Wirkungen beschrieben.
Was sind Cannabinoide?
Cannabinoide sind chemische Verbindungen, die in der Hanfpflanze vorkommen. Die Pflanze Cannabis sativa enthält über 400 Inhaltsstoffe, von denen mindestens 113 zu den Cannabinoiden zählen. Die bekanntesten Sorten sind Cannabis sativa, Cannabis indica sowie einige Kreuzungen. Bis heute konnten zwei endogene Cannabinoidrezeptoren im menschlichen Körper identifiziert werden. Die klinischen Wirkungen von Cannabinoiden sind überwiegend auf eine Aktivierung dieser endogenen CB1- und CB2-Rezeptoren im menschlichen Endocannabinoid-System zurückzuführen.

Cannabinol (CBN)
CBN ist das erste Cannabinoid, das aus der Hanfpflanze isoliert wurde. Die Substanz ist ein Oxidationsprodukt von THC und wirkt nur wenig psychoaktiv. CBN hat einen beruhigenden Effekt und es wird vermutet, dass es neben antibakteriellen und augeninnendrucksenkenden Wirkungen auch eine zu schnelle Darmmotilität verringern kann. Es wurden auch antikonvulsive Effekte beobachtet, was auf eine Therapiemöglichkeit bei Epilepsie hinweist.
Cannabigerol (CBG)
CBG scheint ein großes medizinisches Wirkungsspektrum zu haben. Eine spezielle therapeutische Wirkung von CBG wurde bisher aber nur in vereinzelten Studien nachgewiesen. Italienische Forscher konnten bei im Jahr 2018 durchgeführten Untersuchungen gewisse therapeutische Wirkungen bei entzündlichen Prozessen und oxidativem Stress feststellen. Auch Forscher der Universität Complutense Madrid haben festgestellt, dass sich CBG als Neuroprotektivum eignet, wodurch z. B. motorische Defizite bei Huntington-Patienten verbessert werden konnten.
Cannabichromen (CBC)
CBC ist nach THC das zweithäufigste Cannabinoid in der Hanfpflanze. Über eine Wirkung auf die Cannabinoidrezeptoren ist noch nicht viel bekannt. Die Forscher gehen aber davon aus, dass CBC gewisse therapeutische Wirkungen hat, bzw. bei einer Behandlung mit anderen Cannabinoiden (wie z. B. THC) diese unterstützen kann. In Tierversuchen konnte ein schmerzlindernder und beruhigender Effekt nachgewiesen werden.
Cannabicyclol (CBL)
Cannabicyclol (CBL) ist ein Abbauprodukt von CBC, dessen chemische Struktur und Synthese bekannt sind, aber dessen therapeutischer Wirkungskreis noch nicht vollständig erforscht ist. Studien aus den 70er Jahren legen nahe, dass CBL eine geringe biologische Aktivität aufweist. Ein Tierversuch mit Kaninchen zeigte, dass eine größere Dosierung von CBL zu Krämpfen und zum Tod der Versuchsobjekte führen kann.
Cannabidiphorol (CBDP)
Cannabidiphorol (CBDP) ist ein neuer Cannabinoid-Verwandter von CBD, über den bisher nur wenig bekannt ist. Es wurde erst kürzlich isoliert und ist in geringen Mengen in bekannten Hanfsorten enthalten.
Cannabidivarinic acid (CBDVa)
Cannabidivarinic acid (CBDVa) hat eine positive Wirkung auf Leukämiezellen und wird durch einen Biosyntheseprozess in der Hanfpflanze aus CBGVa umgewandelt. Durch Erhitzung entsteht schließlich die Verbindung CBDV, die nicht psychoaktiv ist und krampflösende Eigenschaften aufweist. Die therapeutische Wirkung beruht auf der Interaktion mit TRP-Kanälen, die Schaltstellen in den Zellen sind.
Tetrahydrocannabiphorol (THCP)
Tetrahydrocannabiphorol (THCP) wurde 2019 von italienischen Forschern aus der Hanfpflanze isoliert und soll ähnliche, aber weitaus stärkere Eigenschaften als THC aufweisen. Erste Forschungsergebnisse lassen darauf schließen, dass THCP eine höhere Bindungsaffinität und eine größere mimetische Aktivität als THC hat. Die Substanz ist jedoch nur in sehr geringen Mengen in der Hanfpflanze vorhanden. Die Forschungen zu THCP sind noch nicht abgeschlossen.
Zusammenfassend handelt es sich bei Cannabinoiden um eine vielfältige Gruppe von chemischen Verbindungen, die in der Cannabis-Pflanze vorkommen und über ihre beiden Hauptrezeptoren, CB1 und CB2, mit dem Endocannabinoid-System des menschlichen Körpers interagieren können. Diese Wechselwirkungen können eine Vielzahl von Auswirkungen auf das Nerven- und Immunsystem haben, einschließlich Schmerzlinderung, entzündungshemmender Wirkungen sowie der Verringerung von Angst- und Depressionssymptomen.
Während einige Cannabinoide wie THC und CBD ausgiebig untersucht wurden, werden viele andere wie CBN, CBG, CBC, CBL, CBDP, CBDVa und THCP immer noch auf ihr therapeutisches Potenzial hin erforscht. Jede dieser Verbindungen hat ihre einzigartigen Auswirkungen auf den menschlichen Körper, und laufende Forschungen zielen darauf ab, ihre Wirkungsmechanismen und potenziellen medizinischen Anwendungen besser zu verstehen.

Mit dem zunehmenden Trend zur Legalisierung und Akzeptanz des Cannabisgebrauchs wird wahrscheinlich mehr Forschung an diesen Verbindungen durchgeführt, was potenziell neue Behandlungsmöglichkeiten für eine Vielzahl von medizinischen Erkrankungen eröffnen kann. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ein Großteil der Forschung noch in ihren Anfangsphasen steckt und dass umfangreichere klinische Studien notwendig sein werden, um die therapeutischen Vorteile dieser Cannabinoide zu bestätigen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass THC und CBD zwar die bekanntesten Cannabinoide sind, es jedoch viele weitere in der Cannabis-Pflanze gibt, die potenzielle therapeutische Anwendungen haben. Die Forschung zu diesen Verbindungen ist noch im Gange, und mit unserem wachsenden Verständnis von ihnen werden auch ihre potenziellen Anwendungen in der Medizin zunehmen. Wie bei jedem Medikament ist es jedoch wichtig, sich vor der Verwendung von Cannabinoiden mit einem medizinischen Fachpersonal zu beraten und sicherzustellen, dass alle verwendeten Produkte legal und von seriösen Quellen stammen.